Kultur

Das kurze Leben der Amy Winehouse

Der Film „Back to Black“ beschäftigt sich mit dem Leben und der Karriere der britischen Jazzmusikerin Amy Winehouse.

  • Amy Winehouse stach auch optisch heraus: mit Bienenkorbfrisur und tiefschwarzem Lidstrich.Foto: Courtesy of Dean Rogers/Focus Fe/Dean Rogers / Focus Features

    Amy Winehouse stach auch optisch heraus: mit Bienenkorbfrisur und tiefschwarzem Lidstrich.Foto: Courtesy of Dean Rogers/Focus Fe/Dean Rogers / Focus Features

Als Amy Winehouse 2011 leblos in ihrer Wohnung gefunden wurde, war die Bestürzung groß. Die Musikerin war mit gerade einmal 27 Jahren an einer Alkoholvergiftung gestorben und damit Teil eines unheilvollen Clubs, dem auch andere Ausnahmetalente der Pop-Geschichte angehören wie etwa Kurt Cobain, Janis Joplin oder Jimi Hendrix – sie alle starben im gleichen Alter.

Bis zu ihrem frühen Tod hat Amy Winehouse eine fast beispiellose Karriere hingelegt: Mehr als dreißig Millionen verkaufte Platten, sechs Grammys und auch heute noch werden ihre Songs millionenfach im Monat gestreamt.

Musik spielt schon immer eine große Rolle

Seit ihrem Tod hat es mehrere Versuche gegeben, das Leben der britischen Musikerin zu verfilmen, doch alle scheiterten. Lediglich ein paar Dokumentarfilme schafften es bis zur Veröffentlichung. Etwa „Amy – The Girl behind the Name“, der einen Oscar in der Kategorie „Bester Dokumentarfilm“ gewinnen konnte, oder „Reclaiming Amy“, in dem Weggefährtinnen und Familienmitglieder zu Wort kommen.

Jetzt erscheint mit „Back to Black“ der erste Spielfilm, der sich mit dem Leben und der Karriere von Amy Winehouse beschäftigt. Für Regisseurin Sam Taylor-Johnson ist es nicht das erste Musiker-Biopic: In „Nowhere Boy“ hat sie das Leben des jungen John Lennon nachgezeichnet. Außerdem hat sie Musikvideos für Elton John und die Band REM gedreht. Ihr bekanntestes Werk dürfte aber die Romanverfilmung „Fifty Shades of Grey“ sein. Den Soundtrack zum Film liefern ebenfalls keine Unbekannten: Nick Cave und Warren Ellis.

Taylor-Johnsons Film beginnt mit der jungen Amy Winehouse, die in einer jüdischen Familie aufwächst und in deren Leben Musik immer eine große Rolle spielt. Man sieht sie musizierend und tanzend mit ihrer Familie in der Wohnung in London oder in ihrem Kinderzimmer, alleine mit ihrer Gitarre an Songs tüfteln. Sie hat eine innige Beziehung zu ihrem Vater (Eddie Marsan) und vor allem zu ihrer Großmutter Cynthia (Lesley Manville), die ein großes Vorbild und eine Stilikone für Amy Winehouse ist.

Winehouse wird von Marisa Abela gespielt, die die Musikerin für den Film genau studiert hat. „Sie investierte enorm viel Arbeit, achtete auf jedes Detail und trainierte täglich stundenlang, um den gesamten Film über singen zu können. Sie verkörpert Amy nicht, sie lebt in ihr“, wird Taylor-Johnson in einer Mitteilung zum Film zitiert. Alle Songs wurden von Abela eingesungen, und sie kommt der Stimme von Amy Winehouse erstaunlich nah. Abela verkörpert eine selbstbewusste und schlagfertige Amy Winehouse. Und die weiß früh, was sie will, und vor allem, was sie nicht will. „Ich bin kein Spice Girl“, sagt sie. Was sie machen will, ist ihre eigenen Lieder schreiben und selbst auf der Bühne performen – mit Gitarre.

Kritik von den Fans

Dank ihrer außergewöhnlichen Stimme und ihres Charismas auf der Bühne dauert es nicht lange, bis bei einem ihrer Auftritte Talentscouts auf sie aufmerksam werden. Sie findet ihren Manager, der sie gleich bei einer Plattenfirma unterbringt. Ihr erstes Album „Frank“ wird direkt ein großer Erfolg, und das im Anschluss erscheinende Album „Back to Black“ bringt schließlich den ganz großen, weltweiten Durchbruch.

Schon kurz nach dem Start der Dreharbeiten von „Back to Black“ hagelte es Kritik vonseiten der Fans. Als erste Aufnahmen vom Set veröffentlicht wurden, die eine angeschlagene Abela als Amy zeigen, befürchteten Fans, der Film könnte sich zu wenig auf die musikalischen Erfolge und zu sehr auf die Rückschläge und privaten Tragödien der Sängerin fokussieren.

Eine kämpferische und fragile Amy Winehouse

Doch das eine kommt bei einem Film über Amy Winehouse nicht ohne das andere aus. Taylor-Johnson verknüpft die großen Songs der Musikerin mit ihrem privaten Schicksal. „Sie sang von ihrer Liebe, ihrem Schmerz, ihrer Enttäuschung, alles durchdrungen von tiefen Emotionen und oft von bissigem Humor. Ich wollte einen Film aus Amys Perspektive, durch ihre Augen, machen. Der einzige Ort, an dem ich ihre Wahrheit finden konnte, war in ihren Texten und ihrer Musik“, so die Regisseurin.

So spart der Film nicht aus zu zeigen, wie Amy Winhouse zunächst mit Alkohol und schließlich durch die Beziehung mit Blake Fielder-Civil (Jack O’Connell) mit Drogen zu kämpfen hatte, durch Camden und über Bühnen torkelt. Die Beziehung nimmt einen großen Teil des Films ein. Taylor-Johnson zeigt das Auf und Ab, die Versöhnungen inklusive Blitzhochzeit in Miami, die Trennungen und wie Amy Winehouse verfolgt von Paparazzi durch die Straßen irrt. Der Film zeigt eine kämpferische und gleichzeitig fragile Winehouse, glaubhaft verkörpert von Abela. Auch wenn die dunklen Seiten des Lebens von Amy Winehouse teils schonungslos dargestellt werden, spielt doch die Musik und Winehouse’ außergewöhnliche Stimme eine so große Rolle, dass der andere Teil nie voyeuristisch wirkt.

Back to Black. GB 2024. Regie: Sam Taylor-Johnson. Mit Marisa Abela, Jack O’Connell, Eddie Marsan. 122 Minuten. Ab 12 Jahren

Biopic

Musikerin
Amy Winehouse ist 1983 in London geboren. Sie wuchs in einer jüdischen Familie auf, ihr Vater war Taxifahrer, ihre Mutter Apothekerin. Ihren Durchbruch hatte sie mit ihrem 2006 erschienenen Album „Back to Black“. Neben ihrer außergewöhnlichen Stimme stach sie auch durch ihren Stil aus Bienenkorbfrisur und tiefschwarzem Lidstrich hervor. Sie wurde insgesamt mit sechs Grammys ausgezeichnet. Amy Winehouse starb mit 27 Jahren an einer Alkoholvergiftung.

Regisseurin
Sam Taylor-Johnson ist 1967 in London geboren und arbeitet als Fotografin, Künstlerin und Regisseurin. Sie drehte Musikvideos für verschiedene Musiker und Bands. Mit der Filmbiografie „Nowhere Boy“ über den jungen John Lennon gab sie 2009 ihr Spielfilmdebüt. Ihr bekanntester Film ist die Romanverfilmung „Fifty Shades of Grey“.

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