Politik

Das Deutschlandticket und die große Preisfrage

Das Deutschlandticket soll rasch kommen. Am Anfang soll es 49 Euro im Monat kosten. Doch der Preis könnte bald steigen. Das Wichtigste in Fragen und Antworten.

  • Wie schnell kommt das Deutschlandticket wirklich?Foto: dpa/Jens Büttner

    Wie schnell kommt das Deutschlandticket wirklich?Foto: dpa/Jens Büttner

„Das Deutschlandticket wird jetzt kommen, auch sehr zügig“, so hat es Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nach seinem Treffen mit den Ministerpräsidenten stolz verkündet. Doch was bedeutet das? Welche Hürden gibt es noch? Das Wichtigste in Fragen und Antworten.

Worauf genau haben sich Bund und Länder geeinigt?

„Bund und Länder werden schnellstmöglich im Jahre 2023 gemeinsam das Deutschlandticket zu einem Einführungspreis in Höhe von 49 Euro monatlich realisieren“, heißt es im Beschluss von Ministerpräsidentenkonferenz und Kanzler. Mehrkosten, die den Verkehrsunternehmen entstünden, würden Bund und Länder gemeinsam je zur Hälfte tragen. Auch künftig würden zusätzliche Kosten zu je 50 Prozent von Bund und Ländern getragen, sagte der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz, Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD).

Haben sich die Länder durchgesetzt?

Ja und nein. Der Bund wollte ursprünglich nicht mehr als 1,5 Milliarden Euro im Jahr zahlen. Jetzt ist klar: Er trägt im ersten Jahr die Hälfte der Mehrkosten – auch wenn die Summe größer ausfallen sollte. Für die Zukunft lohnt sich aber der Blick ins Kleingedruckte des Beschlusses von Länderchefs und Kanzler.

Nämlich?

Für die Zeit nach dem Jahr 2023 heißt es in dem Beschluss: „In den Folgejahren vereinbaren Bund und Länder gemeinsam, wie die Finanzierung durch Ticketeinnahmen und die vereinbarten Zuschüsse in Höhe von je 1,5 Milliarden Euro sichergestellt wird.“ Das bedeutet: Auf Dauer soll das zugeschossene Geld sehr wohl gedeckelt sein. Wenn es dann eine Finanzierungslücke gibt, dürfte dies bedeuten, dass der Preis des Tickets steigen muss. Das dürfte auch ein Grund sein, aus dem der Kanzler und die Ministerpräsidenten das Wort 49-Euro-Ticket vermieden haben – und lieber durchgehend vom Deutschlandticket gesprochen haben.

Wie hoch sind die Mehrkosten der Verkehrsunternehmen?

Schätzungen aus der Branche gehen von bis zu 4,7 Milliarden Euro im Jahr aus. Den Unternehmen fallen durch die Einführung des Tickets Einnahmen weg. Die meisten bisherigen Monatstickets sind schlicht teurer als 49 Euro. Vermeiden wollen Bund und Länder, dass infolge einer Unterfinanzierung des Tickets am Ende weniger Busse und Bahnen fahren. Gleichzeitig fragen sich einige in der Politik, ob die Verkehrsunternehmen einfach hoch pokern. Mit dem Weg, wie er nun gewählt wurde, werde sich 2023 in der Praxis zeigen, wie die Kosten tatsächlich seien, heißt es aus den Reihen von Bund und Ländern.

Wann kommt das Ticket genau?

Wenn es nach Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) geht, kommt es rasch. „Ich werde jetzt Druck machen“, kündigte er an. Es sei realistisch, dass das Ticket im Frühjahr komme. Angestrebt war zuletzt die Einführung am 1. April. Das halten jetzt auch die Verkehrsunternehmen für machbar. „Wenn alle Schritte so umgesetzt werden können wie geplant, dann ist der 1. April als Starttermin für das Deutschlandticket noch erreichbar“, teilte der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen mit.

Welche Vorteile hat das Ticket für den Verbraucher?

Das Konzept ist, dass mit dem Ticket Bus und Bahn im Nahverkehr bundesweit genutzt werden können – ohne Probleme am Übergang zwischen Verkehrsverbünden. Wer in einer anderen Stadt als der eigenen unterwegs ist, kann auch dort mit dem Ticket fahren. Die Suche am Automaten nach dem richtigen Ticket entfällt. Das Ticket soll digital buchbar und monatlich kündbar sein.

Profitieren die Ärmsten ?

Nein, meint der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, Ulrich Schneider. „Das 49-Euro-Ticket ist für arme Menschen keine Hilfe“, sagte er dieser Zeitung. Im Regelsatz für Hartz IV sei ein solcher Betrag bei weitem nicht vorgesehen, fügte er hinzu. „Damit wirklich alle Menschen in Deutschland mobil sein können, muss sich die Politik schnellstmöglich auf flächendeckende und wirklich bezahlbare Sozialtickets einigen.“

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