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Waren die Lockdown-Ausnahmen in den Kirchen gerechtfertigt?

Gottesdienste waren pandemiebedingt weit weniger stark eingeschränkt als andere Lebensbereiche. Daran regte sich viel Kritik. Messungen zeigen, ob das Infektionsrisiko im Gottesdienst wirklich geringer ist.

  • Auch in Gottesdiensten ist die Maskenpflicht gefallen. (Symbolbild)Foto: Rolf Poss/imago images

    Auch in Gottesdiensten ist die Maskenpflicht gefallen. (Symbolbild)Foto: Rolf Poss/imago images

Gottesdienste durften selbst zu Zeiten der schärfsten coronabedingten Einschränkungen stattfinden. Das ärgerte manche Menschen. Kritiker argumentierten, dass das Infektionsrisiko in einer Kirche auch nicht geringer sei als in einem gut belüfteten Restaurant oder Kino. Zwar waren die Ausnahmen für Gottesdienste vor allem mit dem Grundgesetz begründet worden, wiewohl Einschränkungen zu Ostern 2020 als rechtmäßig angesehen wurden. Mit dem Ende der Maskenpflicht stellt sich die Frage neu: Wie wahrscheinlich ist es, sich beim Gottesdienst zum Beispiel mit dem Coronavirus anzustecken?

Zu Beginn der Pandemie machten Berichte von Gottesdiensten als Superspreading-Events die Runde – etwa in der Shincheonji-Kirche Jesu in Seoul mit mehr als 5000 Infektionen. In Baden-Württemberg gab es immer wieder Ausbrüche in freikirchlichen Gemeinden, etwa in Lahr, Karlsruhe und Villingen-Schwenningen. Welche Rolle Gottesdienste dabei spielten, lässt sich nur schwer bestimmen, weil die Gemeindemitglieder sich oft auch außerhalb von Gottesdiensten treffen.

Messungen in unterschiedlichen Kirchen

Wir haben daher nachgemessen. Wie schon bei unserer Untersuchung im Fußballstadion und in Supermärkten haben wir das Infektionsrisiko mit einem mobilen CO2-Messgerät gemessen, das uns der Holzgerlinger Aktivist Guido Burger zur Verfügung gestellt hat. Er hat in der Pandemie unter anderem einen Bausatz für CO2-Ampeln entwickelt, der sehr oft und vor allem an Schulen nachgebaut wurde. Die CO2-Konzentration in der Luft gibt dabei Hinweise auf den Aerosol- und, sofern ein ansteckender Infizierter im Raum ist, den Virenanteil in der Luft. Das gilt umso mehr, wenn kaum jemand eine Maske trägt, die Viren herausfiltert.

Das Umweltbundesamt empfiehlt, spätestens bei einem CO2-Gehalt von 1000 ppm (Teilchen pro Million) zu lüften. Wie sind die Werte in den Kirchen? Das haben wir bei drei Gottesdiensten ermittelt – zu Ostern in einer komplett gefüllten katholischen Kirche, in einer knapp zur Hälfte gefüllten evangelischen Kirche bei einem Familiengottesdienst sowie beim sehr gut gefüllten Jugendgottesdienst einer Freikirche. So voll waren die Kirchen in den vergangenen zweieinhalb Jahren selten, zwischenzeitlich galten Kapazitätsobergrenzen, zuletzt 60 Prozent der verfügbaren Plätze.

Die Messungen zeigen für die katholischen und evangelischen Gottesdienste einen linearen Anstieg deutlich über die 1000-ppm-Marke. In der Freikirche sind die Werte besser:

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